Sonntag, 20. Dezember 2020

Spontan zuckerfrei



Die Fastenzeit hat begonnen und viele Menschen üben Verzicht auf alle möglichen Dinge von Facebook bis Schokolade. In meiner charmant unchristlichen Art habe ich bereits im Januar gefastet. Zufällig bin ich auf Instagram über den Start der "Zuckerfrei-Challenge" von Minimenschlein gestolpert. 21 Tage ohne Zucker.

Die Challenge

Das perfide an dem Versuch zuckerfrei zu leben ist, dass in fast jedem verarbeiteten Produkt Zucker drin steckt. Dazu kommt, dass der Feind viele Namen trägt. Haushaltszucker, Milchzucker, Fruchtzucker, Rohrzucker, um nur einige zu nennen und deren chemische Bezeichnungen, die man in den Inhaltsangaben dann auch erst einmal finden muss. In der Zuckerfrei-Challenge sollte der Empfehlung der WHO gefolgt werden und täglich nur ein Maximum von 25 g Zucker zu sich genommen werden - und zwar egal welche Zuckerart, insgesamt 25 g Zucker.

Machbarkeitsprobleme

Jetzt steckte ich in einem echten Dilemma. Ich wollte gerne mitmachen. Im Januar war ich von der Weihnachtsvöllerei noch total übersättigt. Die Geburt meiner Lütten war ungefähr 10 Monate her und ich hatte an Weihnachten abgestillt. Der Babyspeck schmiegt sich aber noch immer um meine Hüften. Und eigentlich am wichtigsten: Ich bin Neurodermitiker und vertrage Kristallzucker überhaupt nicht gut.
Andererseits habe ich überhaupt kein Problem mit Honig oder Fruchtzucker. Ich würde also zum Beispiel nie meinen Obstverzehr irgendwie einschränken wollen, nur um auf Zucker zu verzichten.
Da ich leider sehr spät auf die Challenge aufmerksam geworden bin, hatte ich keine Zeit mich richtig reinzufuchsen und zu recherchieren, welche Lebensmittel, auf die ich nicht verzichten kann oder möchte, Zucker enthalten. Leider erschließt sich das ja nicht immer auf den ersten Blick. Außerdem war Voraussetzung, dass ich keine schlechte Laune kriege. Wenn ich Hunger auf saure Gurken habe, möchte ich die nicht nicht essen dürfen, weil da Zucker drin ist. Sowas nervt mich.
Ich bin also stark von der ursprünglichen Herausforderung abgewichen und habe versucht 21 Tage auf Süßigkeiten, Süßspeisen und Haushaltszucker zu verzichten.

Kein Zuckersschlecken

Von vornherein war klar, dass das nicht leicht für mich wird. Ich esse leidenschaftlich gerne Süßes. Nicht sehr viel, wegen meiner Allergie, aber eine Kleinigkeit nach dem Essen darf es schon sein. Das sind sehr oft Fruchtjoghurts nach den Mahlzeiten und wenn wir auswärts essen auch sehr gerne Kuchen oder Dessert. Kaffee trinke ich auch nur in der Latte-Version mit zwei Löffeln Zucker. Zählt auch eher als Dessert. Die Dessertliebe geht soweit, dass ich in der Regel nicht zweimal in ein Restaurant gehe, bei dem mich der Nachtisch enttäuscht hat.

19 Tage kein Problem

Die erste Woche der Challenge hat von daher gut angefangen, dass unsere Süßigkeitenvorräte zu Hause aufgebraucht waren und ich also nur beim Einkaufen hart bleiben musste. Das war nicht so schwer, weil man bei unserem Supermarkt die Naschi-Abteilung großräumig umfahren kann. Die erste Woche habe ich tatsächlich ohne größeren Jieper durchgehalten, bis ich an Tag 7 dann mit zwei Freundinnen essen war. Da wäre auch alles gut gewesen. Selber hätte ich mir kein Dessert bestellt. Ehrenwort. Aber was passiert? Es kommt ein Gruß aus der Küche bestehend aus einem Küchlein und Eis. Bumms.
Sowas kann ich leider nicht unangetastet zurückgehen lassen. Das macht mir schlechte Laune.
Ich hab es also gegessen. Meine Freundinnen behaupten, ich habe es eingeatmet. Auf jeden Fall ging es nicht zurück.

Der aufgenötigte Nachtisch hatte aber zum Glück keinen Dammbruch zur Folge. Ich habe also die nächsten Tage weiter keine Süßigkeiten gegessen. Fiel mir tatsächlich angenehm leicht, weil ich keine weiteren Restauranttermine in der Zeit hatte. Das hat mich sehr positiv überrascht. Ich hätte ab und zu gerne mal einen Kaffee getrunken, wenn ich in einem Café verabredet war. Diese Klippe habe ich aber umschifft, indem ich zu Tee gegriffen habe.

Dann kam Tag 14 und wir waren mit unseren Nachbarn verabredet. Meine Nachbarin hat Kaiserschmarrn gemacht. Extra mit zuckerfreiem Apfelkompott, aber in der ganzen Pfanne Schmarrn waren 30 g Zucker. Bumms. Was soll ich sagen? Ich kann Kaiserschmarrn nicht stehen lassen.

Zusammenfassend muss man also sagen, dass zuckerfrei zu Hause sehr gut klappt. Verlässt man aber sein Kämmerlein muss man eisenhart sein, wenn man einen Faible für Süßes hat. Ein zuckerfreies Leben scheint wenig gesellschaftsfähig zu sein. Ich mag ja selber keine Leute, die keinen Kuchen essen. Vor allem, wenn ich gebacken hab.

Das denkwürdige Ende

Eisbecher Sahne Eis Zucker

Zum Abschluss der Zuckerfrei-Challenge war ich mit meinem Mann schön essen an der Elbe. Ich hab mich wirklich auf ein raffiniertes Dessert gefreut. Richtig doll. Ich habe dann in der Karte schon nichts gefunden, das mich angelacht hat, weil alles noch so einen weihnachtlichen Touch hatte. In meiner Not habe ich dann einen riesigen Eisbecher bestellt. Es war ein Desaster. Dieser Eisbecher war mit allem gespickt was irgendwie süß war und hat mir überhaupt nicht geschmeckt. Ich habe mein Eis nicht aufgegessen. Den Hamburger Chroniken ist nicht zu entnehmen, ob und wann das überhaupt schon einmal passiert ist. Ein sehr verstörendes Erlebnis.

Leider, leider bin ich aber doch nicht ganz entwöhnt. Mittlerweile schmeckt es wieder alles. Schadeschokolade!
Die fantastischen Effekte, die einem Zuckerverzicht nachgesagt werden, sind bei mir natürlich nicht eingetreten, weil ich keinen völligen Verzicht geübt habe. Für meine Neurodermitis war das weitgehende Weglassen von Haushaltszucker sehr gut und ich bin hautmäßig gut durch den Winter gekommen. Einen leichten Gewichtverlust habe ich auch erzielt.
Und ich habe noch etwas mitgenommen! Ich habe bisher nicht wieder angefangen ständig Fruchtjoghurt zu essen, sondern diese Angewohnheit weitgehend gestrichen. Außerdem habe ich 2017 noch keinen Kaffee getrunken und habe auch nicht vor damit wieder anzufangen. Also durchaus ein positives Endergebnis ohne durch Tränentäler gehen zu müssen! Löppt!

Nachspiel

Als ich mit der Challenge durch war, hat mein Mann übrigens gefragt, ob wir nicht im Sommer mal einen Monat ganz ohne raffinierten Zucker machen wollen. Also gar kein Haushaltszucker nirgendwo drin. Nicht im Brot, nicht in den sauren Gurken. Wir nehmen das in Angriff!

 

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